Die Klima­re­le­vanz der Moore

Moore erfül­len viel­fäl­tige Ökosy­stem­lei­stun­gen: Biodi­ver­si­tät, Rück­hal­tung von Nieder­schlä­gen, Kühlung durch Verdun­stung, Stofffil­te­rung und Klima­schutz. 50–70 % des atmo­sphä­ri­schen Kohlen­stoffs sind in ihnen gespei­chert, das erbringt eine Kühlungs­lei­stung von nahezu 2°C. “Moore machen nur drei Prozent der welt­wei­ten Landfläche aus, spei­chern aber doppelt so viel Kohlen­stoff­di­oxid wie alle Wälder der Erde zusam­men” (Bundes­re­gie­rung, 14. Aug. 14), die 30% der Land­flä­che bedecken:

Landkarte
Verbrei­tung der Moore auf der Erde. Zirpe, Succow, Jeschke, PD

Bei dem als Treib­haus­ef­fekt allge­mein bekann­tem Problem der Erder­wär­mung sind neben dem bekann­ten CO2 noch zwei weitere Treib­haus­gase wichig:
1. Moore setzen auch Methan (CH4) frei, zwar viel weni­ger als CO2, jedoch ist CH4 über 20 Jahre gerech­net 84 mal klima­schäd­li­cher als CO2. CH4 ist übri­gens das Gas, das die Rinder beim Wieder­käuen rülp­sen. Und
2. nehmen Moore geringe Spuren von Lach­gas (N2O) auf. Seinen Namen hat es auf Grund seiner berau­schen­den Wirkung. Beim Klima­wan­del ist es jedoch alles andere als berau­schend, sein Treib­haus­po­ten­tial ist 264 mal größer als das des CO2 und nimmt im Laufe der Zeit sogar noch zu, weil bei seinem Abbau in der Stra­to­sphäre Ozon vernich­tet wird.

50 Mio. ha sind für land- und forst­wirt­schaft­li­che Zwecke bisher trocken­ge­legt worden, das sind 15 % der frühe­ren Fläche. Auch wenn das wenig erscheint, sie tragen zu 5 % an den globa­len Treib­haus­gas­emis­sio­nen bei. Nach Indo­ne­sien ist die EU zweit­größ­ter Moor­ver­nich­ter und in der EU ist Deutsch­land der größte. Indo­ne­sien hat jedoch nach den großen Moor­brän­den von 2017–2020 800.000 ha wieder neu vern­ässt. Dage­gen verbraucht die immer noch statt­fin­dende Melio­ra­tion (Entwäs­se­rung des Bodens zur land­wirt­schaft­lich ertrags­rei­che­ren Nutzung) in Deutsch­land die Hälfte des von den Wäldern gespar­ten CO2-Äqui­va­lents. Das ist Kontra­pro­duk­tion!

In Deutsch­land sind über 96 % der einmal existie­ren­den 1,5 Mio. ha Moore abge­baut oder trocken­ge­legt (zu 85 % land- und forst­wirt­schaft­lich genutzt). Sie setzen jähr­lich 32 Mio. t CO2 frei und alle Treib­haus­gase zusam­men 45,7 Mio. t CO2-Äqui­va­lente, das sind über 5 % der Treib­haus­gase und neben dem Ener­gie­sek­tor der zweit­größte Verur­sa­cher der Emis­sio­nen. Dabei verur­sa­chen trocken gelegte Moore 30 % der land­wirt­schaft­li­chen Klima­be­la­stung, obgleich sie nur 8 % der Land­wirt­schafts­flä­che bedecken. Die Stand­orte sind empfind­sam sowie wenig nach­hal­tig. Und dennoch wird weiter munter trocken gelegt und Grün­land umge­bro­chen.

Die land­wirt­schaft­li­che Nutzung in Deutsch­land erfolgt zu einem Drit­tel beim Acker­bau, was faktisch Tod des Moores bedeu­tet, und zu zwei Drit­tel als Grün­land. Man soll sich jedoch nicht täuschen, auch das zerstört das Moor: für 1 kg Gouda von Kühen auf Moor­wei­den werden 55 kg CO2 frei­ge­setzt. Exten­siv­wei­den dürfen auch nicht zu hohe Besatz­zah­len aufwei­sen und können ggf. auch nicht weiter von Hoch­lei­stungs­zuch­ten genutzt werden. Dies führt zu einem Wech­sel von Milch- zu Fleisch- oder Zwei­nut­zungs­rin­dern.

Die Wieder­vern­äs­sung von Mooren verlangt ferner eine dann ange­passte Nutzung, also weder Kartof­fel­acker noch Mais­feld, sondern Wasser­büf­fel, deren Hufe nicht das Moor schä­di­gen, Anbau von Schilf und Rohr­kol­ben für nach­hal­tige Dämm­stoffe oder Bioen­er­gie, im Sumpf wach­sende Palmen wie Sago-Palmen statt Ölpal­men oder auch Anbau von Torf­moos, das den Verbrauch von torf­hal­ti­ger Pflan­zerde ersetzt. Mit diesen Fragen beschäf­tigt sich ein neuer Forschungs­zweig, die Palu­di­kul­tur.

1/5 der Moore erge­ben wieder vern­ässt ein Einspar­po­ten­tial von 217 Mio € . Rena­tu­rierte Moore spei­chern CO2 für 1 € je t, derglei­che Effekt mittels Wärme­däm­mung kostet 750 €.

Anmer­kun­gen: 

1. N2O wird zu 2/3  bei der Vieh­hal­tung gebil­det und sein Beitrag am Treib­haus­ef­fekt macht knapp 10 % aus. Der Beitrag von Ölsaa­ten und Biokraft­stoff an der Minde­rung des Treib­haus­ef­fekts wird fast voll­stän­dig mit der damit verbun­de­nen Frei­set­zung von N2O zunichte gemacht.

2. Mit knapp 11 t CO2 liegen die Einwoh­ner Deutsch­lands im Schnitt deut­lich über dem welt­wei­ten Durch­schnitt von ca. 4 t und vor allem über dem von Klima­wis­sen­schaft­lern als gerade noch verträg­lich ange­se­he­nen Wert von ca. 2,5 t CO2 pro Erdenbürger/in.

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Anste­hende Veran­stal­tun­gen

Wer über geplante Touren infor­miert werden möchte, melde sich bitte bei info(at)radtouren.info an. Die Anschrif­ten werden nicht weiter­ge­reicht und es erfol­gen ausschließ­lich Infor­ma­tio­nen über geplante Fahr­rad­tou­ren.

Berlin bleibt doch Berlin

Die Berli­ner Natur­schutz­ver­bände haben zum Schutz der Moore eine Klage gegen den Senat von Berlin einge­reicht.
Die Berli­ner Wasser­be­triebe betrei­ben ohne Zulas­sung und ohne Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung ihre Wasser­werke. 1996 haben sie einen Antrag dafür gestellt, für den bis zum heuti­gen Tage keine Unter­la­gen beigefügt wurden, worauf­hin nach einem Vier­tel­jahr­hun­dert am 22.3.21 die Klage einge­reicht wurde.

Zwei Kommen­tare hierzu:
1. An diesem Miss­stand sind alle demo­kra­ti­schen Parteien betei­ligt gewe­sen. Immer wieder wurden zur Siche­rung der Grund­ver­sor­gung privat­wirt­schaft­li­ches Enga­ge­ment abge­lehnt und Staats­be­triebe gefor­dert. Dass diese Eigen­be­triebe privat­wirt­schaft­lich orga­ni­siert und poli­tisch nicht kontrol­lier­bar sind, wurde tunlichst verschwie­gen. Und so fröh­nen sie dann derar­ti­gen Miss­stän­den.
2. Die Umwelt­ver­bände gelten als kämp­fe­risch, sieht aber eher saum­se­lig aus.

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