Bild von der Homepage Hof Marienhöhe

1928 erwarb der akade­mi­sche Land­wirt Erhard Bartsch in der Nähe des Schar­müt­zel­sees das Gut Mari­en­höhe.

Nach dem Ende des Welt­kriegs hatte Bartsch ein Prak­ti­kum auf dem Gut Kober­witz absol­viert, auf dem er auch später seine land­wirt­schaft­li­che Promo­tion verfasste und dessen Guts­ver­wal­ter Rudolf Stei­ner sehr zuge­tan war. 1924 vermit­telte in dem mitt­ler­weile legen­dä­ren Kurs Stei­ner Grund­la­gen der biolo­gisch-dyna­mi­schen Land­wirt­schaft. Bartsch war einer der beiden Anre­ger zu dieser Tagung und hatte dafür einen sehr brei­ten Fragen­ka­ta­log zusam­men­ge­stellt.

Im Kern betrach­tet Stei­ner das Gedei­hen der Pflan­zen in der Betei­li­gung des „ganzen Himmels mit seinen Ster­nen“ sowie des Lich­täthers der Erde. Äthe­ri­sche Kräfte des Bodens seien zu verbes­sern, denn beim Essen werden nicht nur Substan­zen der Nahrungs­mit­tel, sondern auch „mit den Nahrungs­mit­teln die Leben­dig­keit der Kräfte“ aufge­nom­men. So erfährt die Erde beim Düngen ihre „Verle­ben­di­gung“. Nun mag man derar­tige Betrach­tun­gen als esote­risch ableh­nen – inter­es­sant ist jedoch, dass der Ruf der Verle­ben­di­gung des Bodens ange­sichts der Agrar­step­pen mitt­ler­weile ein weit verbrei­te­ter ist.

In den weite­ren Vorträ­gen dieser Reihe beschäf­tigte sich Stei­ner folg­lich mit der Düngung, der Vermei­dung von Schäd­lin­gen und Pflan­zen­krank­hei­ten, das Verhält­nis von Feld‑, Obst- und Vieh­wirt­schaft; das erin­nert an Albrecht Thaer in Möglin. Gleich nach dem Vortrag wurde ein anthro­po­so­phi­scher Versuchs­ring gegrün­det, was über mehrere Etap­pen dann 1932 in der Grün­dung des Bio-Anbau­ver­ban­des Deme­ter seinen Höhe­punkt erreichte.

Bartsch begann sogleich Hecken zur Stei­ge­rung der Biodi­ver­si­tät sowie zur Vermei­dung von Erosio­nen anzu­pflan­zen, Gründün­ge­pflan­zen, Getreide und Hack­früchte. Die herun­ter gekom­mene Rinder­herde galt es aufzu­bauen. Das Modell­hafte dieses ersten biody­na­mi­schen Hofs war das Prin­zip eines geschlos­se­nen Betriebs­or­ga­nis­mus.

Nach dem Krieg zog Bartsch nach Öster­reich und über­ließ den Hof seinen Mitarbeiter/innen. Als öster­rei­chi­scher Besitz wurde er nicht kollek­ti­viert. 1991 schenk­ten seine Erben den Hof dem hier­für gegrün­de­ten Gemein­nüt­zi­gen Verein Mari­en­höhe. Diese Schen­kung entsprach der Über­zeu­gung Bartschs, dass Land kein Privat­ei­gen­tum sein solle, was mich an die Aufklä­rung und Imma­nuel Kant erin­nert.

Hoffüh­run­gen finden an jedem letz­ten Sams­tag eines Monats statt und haben jeweils spezi­elle Schwer­punkte, die im Inter­net frühz­he­itig ange­kün­digt werden.

Auf armen, sandi­gen Böden und Nieder­moor­wie­sen bei trocke­nem Konti­nen­tal­klima werden ein Kiefern- zu einem Misch­wald umge­baut, Feld­hecken unter­hal­ten sowie Äcker, Gärt­ne­rei und mit selte­nen Obst­sor­ten bestückte Streu­obst­wiese bewirt­schaf­tet. Das Obst bedarf der Imke­rei und der Vieh­be­stand ist unend­lich schön: Deut­sches Sattel­schwein, Rotes Höhen­rind und Altdeut­scher Hüte­hund.

Wie alle biody­na­mi­schen Höfe arbei­tet Mari­en­höhe nach jähr­lich aktua­li­sier­ten Richt­li­nien des Deme­ter Vereins . Diese sind sehr umfas­send und behan­deln nicht nur Düngung, Saat­gut, Pilze, Obst- und Wein­bau sowie Tier­hal­tung, Fütte­rung und Imke­rei sondern auch Verar­bei­tungs­richt­li­nien für Obst und Gemüse, Back- und Fleisch­wa­ren, Bier und Wein sowie Kosme­tika, Texti­lien und auch Säug­lings­milch­nah­rung.

Die Richt­li­nien folgen einem Leit­bild und Werten, die eingangs refe­riert werden und die sehr deut­lich machen, worum es biody­na­mi­schen Bäue­rin­nen und Bauern geht.

Neben Natur­land und Bioland ist Deme­ter der dritt­größte Bio-Verband. Seine anthro­po­so­phi­sche Ausrich­tung wird immer wieder in den Medien kritisch disku­tiert.

Der Hinweis, dass unter den Anthro­po­so­phen Quer­den­ker seien, zieht wenig, das gilt auch für Menschen, die die Anthro­po­so­phie ableh­nen. – Das ist keine Diskus­sion, sondern Bashing.

Ernst­haft ist die zeit­ge­schicht­li­che Einbin­dung der Anthro­po­so­phie zu betrach­ten, ihre Entwick­lung in einer sich verän­dern­den Welt sowie die kriti­sche Prüfung der refe­rier­ten Erfolge.

Ich bin kein Anthro­po­soph und habe als Biologe mich in frühen Jahren mit Popu­la­ti­ons­ge­ne­tik beschäf­tigt. 

Wenn ich nun sehe, dass Einrich­tun­gen wie der Dotten­fel­der Hof mit der Züch­tung von Popu­la­tio­nen der indu­stri­el­len Hybrid­züch­tung entge­gen­tre­ten, weckt das mein großes Inter­esse. Hier wird ein wesent­li­cher Beitrag für Biodi­ver­si­tät und wirt­schaft­li­che Unab­hän­gig­keit geschaf­fen. 

Eine derar­tige Wirt­schafts­form ohne Abhän­gig­keit von den Agrar­märk­ten der Indu­strie­na­tio­nen könnte dann auch Model für unab­hän­gige Bäue­rin­nen und Bauern in den Ländern des Südens sein.

Für  mich ist das ein Ideal­bild, doch es bedarf, die  Macht der Konzerne zu brechen, wie kürz­lich Schrot&Korn refe­rierte.